Montag, 20. Februar 2012

Beirut tut gut!

  
man stelle sich folgendes vor: ein land, mit mediterranem flair, lauer sommerabend, man schlendert durch eine frankophone fussgaengerzone, an deren ende das mittelmeer glitzert. dreht man sich um, blickt man auf ein paar dreitausender, also berge, die schneebedeckt sind und wo man momentan ski fahren kann. dann kehrt man bei einem italiener ein, isst pizza und geniesst danach einen ramazotti und eine zigarette (im restaurant, nicht vor der tuer)...

klingt toll? ja, so kann es einem in beirut gehen. genau, im libanon. da, wo keiner hin will, wo aber das leben pulsiert. das paris des mittleren ostens, genau so malerisch gelegen wie nizza oder alicante, aber mit einer 2-millionen-stadt, die in teilen aussieht wie paris. michael war nun zum ersten mal dort und erklaert auch, warum da trotzdem keiner hin will...













"kennt einer das bilderraetsel bei arte? in der sendung metropolis zeigen sie immer eine szene aus einer stadt, und man muss raten, in welchem land diese liegt. also, siehe oben: koennte locker ein viertel in paris sein, oder? ist es aber nicht. es ist beirut, die stadt, die bis vor kurzem buergerkrieg gespielt hat. eingezwaengt zwischen israel, syrien und dem mittelmeer liegt der libanon da wie gewollt und nicht gekonnt. und so sind auch die menschen hier - keine ahnung, was man ist oder was man sein will. arabisch? franzoesisch? muslim oder christ? allein schon die amtsverteilung im staat, die sich ungefaehr so liest

das Staatsoberhaupt muss maronitischer Christ sein,

der Regierungschef muss sunnitischer Muslim sein,

der Parlamentspräsident muss schiitischer Muslim sein,

der Oberbefehlshaber der Armee muss Christ sein.
  

macht einem schon klar, wie verpeilt man hier ist. oder, wieviel pulver hier in einem fass gemischt wird. kein wunder, dass man sich entweder mit den nachbarn in den haaren hat, oder untereinander 20 jahre lang krieg fuehrt. jetzt ist gerade mal frieden, und da fallen die streits ein wenig humaner aus: kirche und moschee duerfen nebeneinander wohnen, aber sobald einer den hoeheren turm hat, faengt der nachbar wieder an zu renovieren...




immerhin - hier gibt es ein paar schoene gebaeude, und auch wenn ich kein freund der kirchen-fotografie bin, diese hier hat einen knips verdient...


achja, und diese auch (ja, ich habe mich auch im dunkeln raus getraut....)















auf der anderen seite umgibt einen in beirut auch automatisch dieses pulsieren. hier ist was los. hier, wo die phoenizier angefangen haben, die schifffahrt zu erfinden, hier wo biblische staedte wie byblos und nabataea standen. und die mischung aus arbaischem, europaeischen lebensstil, den religionen und politischen gesinnungen machte ja schon in jerusalem gewaltigen eindruck auf mich, und so ist es auch hier. theoretisch bekloppt, praktisch aber eine beeindruckende stadt.

















und so machen wir genau das, was am anfang des artikels beschrieben wurde. um genau zu sein: pizza tonno! am naechsten morgen bestaune ich noch den - nicht - historischen uhrenturm vor dem parlament, der auch zwei lustige geschichten anbietet: die uhr wird von rolex gesponsert, und um den turm herum patroullieren den ganzen tag (im kreis gehend) zwei soldaten. siehe unten!




















ganz so lustig ist es dann aber nicht. es gibt in der innenstadt noch tausende bauten und haeuser, an denen man einschussloecher und granateneinschlaege sehen kann, wie die libanesen sagen "petit souvenirs" und auch ich habe diese andenken zu sehen bekommen.














trotzdem, auf die frage "paris oder beirut" wuerde ich mit beirut antworten. denn hier ist alles echt. und ich komme wieder, beruflich und privat."

stay tuned, on sandy roads.